Die Uhr ist eine Stunde zurückgestellt, der Morgen eine Stunde länger. Zeit für einen Früh-Spaziergang, der die Sinne verzaubert.

Sehen: Die aufgehende Sonne vor einer grauen Wolkenbank, Wiesen eingerahmt von Hecken, ein sandiger, mit Eicheln bestreuter Weg und ein Weiher, dem man immer noch ansieht, dass es den Sommer über wenig geregnet hat.

Hören: Blätter rascheln unter den Füßen, Kraniche und Wildgänse ziehen trompetend und rufend gen Süden, Krähen krächzen in den Bäumen, die Rotkehlchen zwitschern in den Zweigen. Sie sind die Plaudertaschen des Gartenreichs. Beim Jäten kommen sie dicht heran. Sie begleiten die Arbeit mit freundlichem Säuseln und er erbeuten flugs die Asseln und Regenwürmer, die die Gärtnerin bei ihrer Arbeit aufscheucht.

Riechen: Der Duft nach Herbstlaub, das unzählige Mikroorganismen nach und nach zersetzen und so neues Leben ermöglichen. 

Schmecken: Die letzten Himbeeren im Garten, weniger sommersüß aber immer noch mit intensivem Himbeergeschmack.

Fühlen: Hundert Muskeln und zwanzig Gelenke, die sich eine Stunde lang bewegen: Lebens-Lust, Natur-Genuss, Garten-Glück, dazu ein wenig Wehmut, denn der Winter kommt bestimmt. 

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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