Wurzeln können ganz schön nerven. Zum Beispiel die vom Giersch (Aegopodium podagraria). Hat man ihn erst einmal im Garten, wird man ihn nicht wieder los. Egal wie konsequent die Gärtnerin jedes Pflänzchen und jedes noch so kleine Wurzelstückchen aus dem Boden rupft, wenige Tage später spießt die Pflanze erneut.

Eine völlig neue Welt

Die Lösung des Rätsels findet sich in einem Buch, das gerade erschienen ist: „Pflanzenwurzeln“ heißt es, im Untertitel „Wurzeln begreifen. Zusammenhänge verstehen. In der Praxis anwenden“. Das Werk entführt in eine vielgestaltige unterirdische Welt. Maßgeblich an seiner Entstehung beteiligt ist Monika Sobotik, die „Grande Dame“ der Wurzelforschung. Bei der Recherche für mein Buch über den Boden habe ich zwei Tage mit ihr gesprochen.

Monika Sobotik mit einer Baumwurzel in ihrem Heimatort in Österreich

Im Unterland

Das Leben von Pflanzen spielt sich zum großen Teil im „Unterland“ des Boden ab. Das habe ich von der Wurzelforscherin gelernt. Wie gesund Pflanzen sind, wie gut sie gedeihen, welche Erträge sie liefern, hängt maßgeblich davon ab, was im Boden passiert. Das Themenspektrum des Buches reicht von Pionieren der Wurzelforschung, über die Wurzeln vieler Beispielpflanzen bis zum praktischen Nutzen der Wurzelforschung für die Landwirtschaft. Jahrzehntelange Forschungsarbeit ging der Veröffentlichung voraus. 

Aussichtsloser Kampf

Der Giersch und sein Wurzelwerk: Zeichnung aus dem Buch „Pflanzenwurzeln“

Zurück zum Giersch. Über ihn heißt es in „Pflanzenwurzeln“ treffend: Um ihn loszuwerden, müssen „sämtliche Ausläuferstücke“ aus dem Boden entfernt werden, „da sich auch kleinere Teile zu vollwertigen Pflanzen regenerieren“. Er gilt daher „als ein sehr schwer ausrottbares Unkraut“. Die Zeichnung des Giersch (links) aus dem Buch „Pflanzenwurzeln“ zeigt, warum das so schwierig ist. Die Ausläufer verbreiten sich nicht nur horizontal, sie wachsen auch nach unten, und welche Gärtnerin buddelt schon 60 Zentimeter tief? Also doch lieber dulden? Das Buch jedenfalls empfiehlt ihn als „wohlschmeckendes Wildgemüse“.

Neuerscheinung

Das Buch von Monika Sobotik, Roland K. Eberwein, Gernot Bodner, Rosemarie Stangl und Willibald Loiskandl ist im November 2020 im DLG-Verlag in Frankfurt a.M. erschienen. 316 Seiten, mit vielen farbigen Abbildungen und Grafiken, und kostet kostet 89 Euro.

https://www.dlg-verlag.de/shop/pflanzenwurzeln.html

ISBN-Nr.978-3-7690-0855-5

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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