So viele Früchte hat unsere Rosskastanie (Aesculus hippocastanum) noch nie abgeworfen. Dabei liegt sie im Sterben. Vor ein paar Tagen ist einer ihrer fünf Stämme entzwei gebrochen und fast auf die Straße gefallen. Im Winter muss der restliche Stamm entfernt werden, damit er kein Unheil anrichtet. Es macht mich immer traurig, wenn ein Baum sterben muss.
Meine Rosskastanie steht in einem Knick. Sie wurde gekappt, als sie noch jung war und hat deshalb mehrere Stämme gebildet. Ein Baumfachmann hat sie begutachtet. Keine der Stämme ist gesund. Sie gabeln sich wie ein V in etwa 1,5 Meter Höhe. In den Fuß der Stammgabel dringt Wasser ein, das Holz beginnt zu modern, bis die Stämme in ein paar Jahren ebenfalls auseinander brechen werden. Bis dahin dürfen sie weiterleben. Sie können ohnehin nur in meinen Garten fallen.
Meiner Kastanie geht es noch aus anderen Gründen schlecht. Der wichtigste: Sie hat den falschen Standort. Eine Rosskastanie ist ein Solitär. Sie wird bis zu 30 Meter hoch und braucht Platz für ihre ausladende Krone, Platz den sie im Knick nicht hat. Nun, zum Ende ihres Lebens, versucht sie, mit extra-vielen Früchten ihre Gene weiterzugeben. Im Sterben will sie Leben spenden. Ich werde ihr helfen, und einige ihrer glänzenden Früchte dort platzieren, wo sie viel Platz um sich herum haben.