Mein Gartentraum ist ein Staketenzaun mit blühenden Duftwicken (Lathyrus odoratus) in weiß, pink und lila. Der Traum wird wohl nicht in Erfüllung gehen, denn die einjährigen Pflanzen gedeihen nicht bei mir. Stattdessen wuchern Staudenwicken (Lathyrus latifolius). Sie haben sich den Standort mit dem schlechtesten Boden ausgesucht. Die eine kriecht über den Rasen und verleiht dem dürregeplagten Gartenstück Farbe.

Wo sie nichts zum Klettern findet, kriecht die Staudenwicke (Lathyrus latifolius) über den Boden.

Die zweite rankt sich am Gartentor hoch und blüht Jahr für Jahr üppiger. Offensichtlich hat sie dort genau die richtigen Bedingungen. Sie mag es gern sonnig und trocken, denn sie stammt aus dem Mittelmeerraum. Sie will kalthaltigen Boden. Den findet sie am Rand der Platten, mit denen der Fußweg gepflastert ist. Der Nährstoffmangel stört sie nicht, denn Knöllchenbakterien in ihren Wurzeln sammeln für sie Stickstoff aus der Luft und versorgen sie damit. Das Gartentor kann ich erst im Herbst wieder öffnen, wenn die Staudenwicke sich in den Boden zurückzieht.

Wo sie die richtigen Bedingungen findet, ist die Staudenwicke (Lathyrus latifolius) absolut pflegeleicht.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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