Wenn der Sommer zu Ende geht, hat das Sonnenauge (Heliopsis) seinen Auftritt im Garten. Früher konnten wir seiner Ausbreitungswut kaum Einhalt gebieten, denn sie bildet lange unterirdische Ausläufer, die sich wie Torpedos durch den Boden schieben. Damit wagt die Pflanze sich in neues Terrain vor, oftmals gerade dorthin, wo die Gärtnerin sie nicht haben möchte. Inzwischen mache ich mir fast schon Sorgen um das Sonnenauge, denn die Ausbreitungswut scheint gestoppt. Ob es an den heißen Sommern liegt? Oder waren wir zu streng mit ihrem Wunsch auch Rasenflächen zu übernehmen?

Sonne bevorzugt

Tatsache ist: Die Pflanze bevorzugt sonnige Standorte, die im Frühjahr nicht zu trocken sein sollten, so wie sie es aus ihren Herkunftsländern USA und Mexiko gewöhnt ist. Außerdem gehört sie zu den pflegeleichtesten, die man im Garten haben kann. Mehr als sie im Herbst oder Frühjahr zurückschneiden, wenn die Triebe erfroren sind, und schauen, dass sie keine „Fremdbeete“ übernimmt ist nicht nötig. Sie wird bis 1,50 Meter hoch, blüht ab August, bis weit in den September hinein, zuweilen bis zum Frost.

Leben heißt Veränderung

Meine Sonnenaugen stehen vermutlich zu sehr im Schatten. Die Bäume sind gewachsen, an heißen Tagen ist das ein Segen, aber ab Ende August, wenn das Sonnenauge für die Blüte rüstet, fehlt der Pflanze nun die Sonne. Also gibt es wieder neue Arbeit für den Herbst. Sonnenaugen ausbuddeln, sie an sonniger Stelle einpflanzen, wo es anderen Pflanzen inzwischen zu sonnig und zu trocken geworden ist. Wer glaubt, mit seinem Garten jemals fertig zu werden, irrt. Gärten leben, Bedingungen ändern sich, und die Gärtnerin muss mitmachen, ob sie will oder nicht

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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