Betrachtet man nur die Füße, könnte man das Tier für ein urzeitliches Faultier halten. Und in der Tat ist die Tierart, deren Füße auf dem Foto zu sehen sind, vor gut 100 Millionen Jahren zusammen mit den Blütenpflanzen entstanden. Die Füße gehören zur Raupe eines Nachtfalters. Er heißt Mittlerer Weinschwärmer (Deilephila elpenor), dessen Raupen so lang und dick wie ein Mittelfinger werden können.

Mit so einem Riesenauge nimmt es so leicht keiner auf.

Gefährlich wie eine Schlange

So braunschwarz wie auf den Fotos, sind die Raupen kurz bevor sie sich verpuppen. Bei Gefahr können sie ihren klitzekleinen Kopf einziehen. Der Angreifer sieht dann nur noch das große vermeintlich gefährliche Auge. Die Raupe kann bei Bedrohung sogar die Bewegung einer Schlange nachahmen, was sie noch eindrucksvoller wirken lässt. Ein schlauer Trick der Evolution.

Gast im Naturbad Zeven

Dieses Tier habe ich im Naturbad Zeven gesehen, einen Tag bevor es schloss. Eine zweite saß darunter. Die Falter fliegen von Mai bis Juli, die Raupen verpuppen sich am Boden und überwintern so. Am liebsten fressen die Raupen rosa Weidenröschen (Epilobium), Fuchsien (Fuchsia) und Blutweiderich (Lythrum salicaria) oder die gelb blühende Nachtkerze (Oenothera biennis). Das alles wächst in Massen in meinem Garten, aber eine solche Raupe habe ich trotzdem noch nie gesehen.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

Vielleicht gefällt dir auch das: