Manche Blüten neigen sich zur Sonne. Andere meiden sie. Zu ihnen gehören die der Weißen oder Breitblättrigen Lichtnelke (Silene latifolia, oben). Sie blühen auf, wenn es dunkel wird und spekulieren bei der Befruchtung auf Nachtfalter. Wenn die Sonne aufgeht, legen ihre Blüten auf meiner kleinen Wiese sich schlafen.

Dickbäuchiger Zecher

Rote Lichtnelke (Silene dioica), auch Rotes Leimkraut, blüht am Tag und im Wald.

Der botanischer Name der Lichtnelken ist wenig schmeichelhaft. „Silene“ heißen sie,  nach einem Trinker und Zecher namens Silen, den Begleiter des Weingottes Bacchus, an dessen dicken Bauch der ballonartige Kelch der Lichtnelken erinnert. Die einstigen Namensgeber von Pflanzen hatten in der Schule Griechisch gelernt und sie hatten Humor.

Erst Mann, dann Frau

Wären die Blüten Menschen, würden wir von ihnen sagen: „Sie lassen nichts anbrennen.“ Um Pflanzen-Sex zu haben, tun sie quasi alles. Meist trägt jede Breitblättrige Lichtnelke entweder männliche, Blütenstaub bildende Blüten, oder weibliche mit einer Narbe zur Befruchtung. Es gibt aber auch Pflanzen mit zwittrigen Blüten. Die sind männlich und weiblich. Um zu verhindern, dass sie sich selbst befruchten, sind diese Blüten „vormännlich“. Zuerst bilden sie Pollen, dann wird die Blüte weiblich und für den Pollen ihre Schwester-Pflanzen auf. Ganz schön raffiniert!

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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