Im Herbst wird die Gärtnerin bescheiden. Sie freut sich über jede Blüte. Zwar hat Sturm in den vergangenen Tagen viele Blätter von unserem Bergahorn gerupft. Aber immer noch lugt zwischen den Herbstfarben die eine oder andere Blüte hervor, wie die der Studentenblume (Tagetes, oben). Einige Rosen blühen unverdrossen weiter, als gäbe es in diesem Jahr keinen Winter.

Blühende Rosen Anfang November.

Der Oktober bei uns in Schleswig-Holstein war mit 11,3 Grad wärmer als im Jahresmittel zwischen 1961 und 1990 mit 9,5 Grad. Dass wir die Sonne fast nie zu sehen bekamen, schien meine Gartenpflanzen nicht zu stören. Sogar die Flammenblume (Phlox) hat sich noch nicht vollständig verabschiedet.

Die letzten Blüten der Flammenblume.

160 Liter Regen hat unser Regenmesser für den Oktober angezeigt, mehr als doppelt so viel wie sonst. Es war so nass, dass wir nicht einmal alle Äpfel gepflückt haben. Nun fallen sie herab und finden rasch ihre Liebhaber. Ich vermute es sind Amseln (Turdus merula). Derzeit haben wir mehr Männchen (schwarz) als Weibchen (braun) im Garten. Forscher des Max-Planck-Instituts für Ornithologie in Radolfzell haben herausgefunden, dass mehr Weibchen im Herbst in den Süden ziehen. „Vermutlich bleiben viele Männchen lieber daheim, um die Chance zu erhöhen, sich nach dem Winter beizeiten ein gutes Brutareal zu sichern und damit ein Weibchen anzulocken“, schreiben sie.  

Reife Äpfel: leckeres, kalorienreiches Amsel-Futter

Die meisten meiner Herbst-Krokusse (Crocus speciosus) haben Wind und Regen getrotzt. Wenn die Sonne sich auch nur ein kleinstes bisschen zeigt, werden sie ihre Blüten öffnen.

Die Herbstkrokusse waren auf ein paar November-Sonnenstrahlen.

Die Frühlings-Alpenveilchen (Cyclamen coum) bereiten sich schon darauf vor, im kommenden Jahr die Ersten zu sein. Sie blühen oft schon Ende Januar.

Die Frühlings-Alpenveilchen blühen noch vor den Schneeglöckchen.

Eine blaue Blume habe ich auf dem Rückweg zum Haus auch noch entdeckt. Sie gehört zu einem Storchschnabel (Geranium wallichianum ‚Rozanne‘ ®). Die Züchtung stammt aus England und heißt dort „Jolly Bee“, „Lustige Biene“, weil sie so insektenfreundlich ist. Allerdings sind unsere Bienen schon im Winterschlaf. Ihnen ist es mittlerweile zu kalt. Aber das macht nichts. Die „Lustige Biene“ ist ohnehin steril. Sie bildet keine Samen. Wer sie vermehren will muss sie teilen. Das wäre dann eine Arbeit für das Frühjahr.

Der Storchschnabel „Lustige Biene“ wartet vergeblich auf unsere Bienen.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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