Manche Bäume sind uraltes Kulturgut. Dazu gehören die Kopfweiden. Schon als junger Baum werden sie auf einer Höhe von einem bis drei Meter eingekürzt. Der Baum treibt danach wieder aus, weshalb er nach einigen Jahren wieder gekürzt werden muss. Bei alten Kopfweiden, die sorgfältig gepflegt werden, verdickt sich die Schnittstelle im Laufe der Jahre, wie auf dem Foto gut zu erkennen ist. Die Weide bildet einen Kopf.

Hauswände aus Weidenzweigen

Aus den schmalen Triebe wurden früher Körbe geflochten und sie wurden als Baumaterial genutzt. In Fachwerkhäusern hat man den Raum zwischen den Holzbalken mit einem Weidengeflecht „ausgefacht“ ausgefüllt und es dann mit Lehm beworfen, bis die Zweige ganz bedeckt waren. Danach wurde die Wand geglättet und gestrichten. Der Lehm sorgte für ein gutes Raumklima, weil der Feuchtigkeit gut aufnehmen und wieder abgeben kann. Sie atmet.

Ein Fest fürs Leben

Je älter Kopfweiden werden, umso verwunschener sehen sie aus. Es bilden sich Löcher, Ritzen und Schrunden, in denen eine Vielzahl von Tieren Unterschlupf findet oder seine Nester anlegt. Außerdem sind auf den Bäumen etwa 400 Insektenarten zu Hause. Kopfweiden sind ein Fest fürs Leben und auch für den Garten gut geeignet. Man muss die nur regelmäßig zurückschneiden, sonst bricht der Stamm auseinander.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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