Von einem Tag auf den anderen hat die Farbe des Gartens gewechselt. Wo bis Anfang der Woche noch die Krokusse weiß, lila und gelb blühten, haben nun blaue Blütensterne nach und nach vieltausendfach das Beet gekapert. So lange sie nur als Knospen zu sehen sind, lässt sich die Pracht, die die Gewöhnliche Sternhyazinthe (Chionodoxa luciliae) entfalten kann, nur erahnen.

Die Gewöhnliche Sternhyazinthe ist eine Stinsenpflanze, ein merkwürdiger Name, bis man weiß, woher er stammt. Das Wort kommt aus dem Friesischen und bedeutet Steinhaus. Das waren früher die Häuser der reichen Leute, denn nur die konnten sich ein solches Bauwerk samt Ziergarten leisten. Stinsenpflanzen sind aus diesen Gärten ausgebüxt und schaffen es, in der Natur zu überleben. Wo die Gewöhnliche Sternhyazinthe es mag, verbreitet sie sich ganz von allein kolossal.

Der tiefblaue Sibirische Blaustern (Scilla sibirca) (unten) hingegen ist in meinem Garten seltener. Einige versteckte Ecken hat er erobert, beispielsweise in der Hecke zum Nachbarn, wo wir nicht so oft hinschauen. Offensichtlich mögen Scilla es gerne ungestört.

„Blau ist ein Herrscher der Gärten“, hat der Pflanzenzüchter und Gartenphilosoph Karl Foerster gesagt. „Diese Farbe in ihren Gipfelschönheiten macht gartenfroher als andere Farben.“ Wie recht er hat!

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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