2000 Saatkörner und keine Pflanze zu sehen: Beim Wiesenschaumkraut (Cardamine pratensis) hat mich meine kleine Wiese bislang im Stich gelassen. Aber noch habe ich Hoffnung. Die Pflanze braucht Frost, um zu keimen. Ich habe die Wiesensaat aber erst 2016 ausgebracht, als der Winter schon vorbei war. Stimmen die Angaben der Experten müsste es in diesem Frühjahr keimen und im nächsten blühen. Da zeigt sich wieder: Geduld ist die erste Tugend der Gärtnerin.

Hübscher Blütenfresser

Auch der Aurorafalter (Anthocharis cardamines), der vor ein paar Tagen durch den Garten gaukelte, war auf der Suche nach der Pflanze. Die Männchen des kleinen weißen Schmetterlings sind an den leuchtend orangefarbenen Flügelspitzen gut zu erkennen. Die Weibchen legen ihre Eier gern auf dem Wiesenschaumkraut ab, meist nur eins pro Blütenstiel. Die Raupen fressen die Blüten und die Samenschoten. Der Falter wird immer seltener, weil es kaum noch naturnahe Wiesen gibt.

Achtung Rasenmäher

Früher hatten wir Wiesenschaumkraut auf einigen unserer Rasenflächen. Beim Mähen wurden es ausgespart, allerdings nur bis es verblüht war. Ein schlimmer Fehler. Zwar ist das Wiesenschaumkraut mehrjährig, aber ab und zu sollten junge Pflanzen aus der Saat hinzukommen, damit es bleibt. Die Räupchen und Puppen des Aurorafalters, die auf „unserem“ Wiesenschaumkraut lebten, haben wir vermutlich mit dem Rasenmäher geschreddert. Man kann nur schützen, was man kennt.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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