Was wünscht man sich, wenn man eigentlich alles hat? Eine neue Pflanze, aber nicht irgendeine, sondern eine Mahonie. Seit Jahren begeistert sie mich, wenn ich sie im Dezember am Bahnhof in Tornesch blühen sehe. Im Sommer ist sie grün, ledrig und stachelig. Ihre Pracht entfaltet sie erst, wenn es Richtung Weihnachten geht und sonst nichts, aber auch gar nichts mehr blüht. Ihre üppigen sternförmigen Blütentrauben erinnern an die Fangarme von Tintenfischen und tragen leuchtend gelbe, duftende Blüten.

Die Kreuzung der Japanischen Mahonie (Mahonia japonica) mit der aus Myanmar stammenden Lomariablättrigen Mahonie (Mahonia lomariifolia) wird etwa 1,50 Meter hoch, ist immergrün, winterhart und mag es lieber schattig. Die schönsten Züchtungen heißen „Winter Sun“ oder „Buckland“. Mahonien gehören zu den Berberitzen (Berberis). Ursprünglich kommen sie in Japan vor, im Westen Chinas, im Himalaya, in den USA und in Kanada.

Die in meinem Garten verwilderten Gewöhnlichen Mahonien (Mahonia aquifolium) blühen im frühen Frühjahr und stammen ursprünglich aus den USA. Ihr Pollen und ihr Nektar sind eine Festmahl für Wild- und Hausbienen. Mahonien tragen dunkelblaue Früchte, die von Vögeln gern gefressen werden. Für Menschen sind sie schwach giftig, besonders die Kerne. Abgekocht werden sie z.B. für Gelees oder Liköre verwendet. Wir haben damit einst selbst gemachten Apfelwein gewürzt, der daraufhin wie Sherry schmeckte.

Der Name Mahonie ehrt den US-amerikanischen Pflanzenzüchter Bernard M’Mahon (1775-1816). Er gab 1806 den ersten Pflanzenkatalog der USA mit mehr als 800 Arten heraus und im gleichen Jahr das erste Gartenbuch des amerikanischen Kontinents, mit dem Endlos-Titel The American Gardener’s Calendar, adapted to the Climates and seasons of the United States, containing a complete account of all the work necessary to be done in the kitchen-garden, fruit-garden, orchard, vineyard, nursery, pleasure-ground, flower-garden, green-house, hot-house, and forcing frames, for every month in the year. Man pflanzt Winter Sun oder Buckland am besten im März mit einer ordentlichen Kompost-Gabe. Dann hat die Pflanze viele Monate Zeit, sich an ihren neuen Standort zu gewöhnen. Sie ist also eher etwas für ein sehr verspätetes Weihnachtsgeschenk.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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