Schwarz mit leuchtend gelben Streifen – das Tier sieht verdächtig wie eine Wespe aus. Beim genauen Hinschauen fällt auf: Es hat Flügeldecken wie ein Käfer und lange, gegliederte Fühler. Das weist das Insekt eindeutig als Bockkäfer aus. In Mitteleuropa leben 200 Arten, weltweit sind es 26 000. Manche von ihnen haben Fühler, die länger sind als ihr ohnehin schon langer, schlanker Körper.

Entdeckung im Blumentopf

Dieses Tier saß ein paar Tage auf einem Primelblatt – ein kleines Wunder, direkt vor der Haustür. Weil er wie einer Wespe ähnelt, heißt er Wespenbock oder Echter Widderbock, (Clytus arietis). Er wird sieben bis 14 Millimeter groß und ist der kleine Bruder des etwas größeren Eichenwidderbocks (Plagionotus arcuatus) und von Panzers Wespenbock (Necydalis ulmi), der in seinem Aussehen eine Schlupfwespe nachahmt, eine Imitation, die Mimikry genannt wird. Der Echte Widderbockder ist der häufigste von den dreien.

Brennholzstapel als Biotop

Die Larven des Käfers leben in trocknem Laubholz, aber auch in Brennholz. Vielleicht ist „mein“ Käfer von dort gekommen, denn der Brennholzstapel befindet sich nur wenige Meter entfernt, und der Käfer schlüpft ab Mai. Holz zu verdauen ist eine mühsame Sache, auch für einen Bockkäfer. Kein Wunder also, dass er zwei Jahre für seine Entwicklung braucht. So lange kann unser Brennholz schon mal liegen bleiben.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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