Komische Bäume. Das dache ich lange, bis ich sie mir diesen Winter genauer anschaute. Es sind zwei Eichen, die säulenförmig wie eine Zypresse wachsen. Jetzt im Winter sieht man es besonders deutlich. Herum geschnippelt hat niemand an ihnen, sie sind eine Laune der Natur.

Urmutter aller Säuleneichen

Die beiden Eichen haben eine „Urmutter“. „Schöne Eiche von Harreshausen“ heißt sie und ist mit einem Alter von 570 Jahren die älteste ihrer Art. Vermutlich stammen alle weiteren Säuleneichen (Quercus robur ‚Fastigiata‘) von ihr ab. Die „Schöne“ sieht inzwischen etwas zerrupft aus. Sturm und Gewitter setzten ihr arg zu. „Der Blitz zerschmetterte ihr die Krone. Eine Ruine, mit verwelktem Laub trauernd nach der einen Seite niedergebeugt, so stand sie lange da“, heißt es blumig in einem Bericht von 1928.

Junge Schönheiten

Die beiden bei mir um die Ecke hingegen ähneln einer Beschreibung aus dem 18. Jahrhundert: „Schön, gerade, von einem luftigen Wuchs, und in Proportionen von Stamm und Aesten, die ihr der Maler in einem Ideal nicht besser hätte geben können…“

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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