Das Ruchgras ist ein sehr zartes, nur halbhoch wachsendes Gras.

Trete ich aus der Haustür, duftet es nach Waldmeister (Galium odoratum). Ich habe vor Jahren ein paar Pflänzchen am Wegesrand ausgerupft. Inzwischen haben sie ein halbschattiges Beet unter Büschen fast vollständig erobert. Derzeit ist die Fläche ein Meer aus zarten weißen Blüten. Waldmeister bildet unterirdisch kriechende Wurzeltriebe (Rhizome), ähnlich wie der gefürchtete Giersch. Wo bei mir der Waldmeister wächst, kommt der nicht zum Zug.

Genaustausch mit einem Trick

Um die Fremdbefruchtung seiner Blüten zu fördern verwendet der Waldmeister einen Trick. Er lässt die Staubgefäße, den männlichen Teil der Blüten, früher ausbilden als die weiblichen. So sichert er, dass seine Blüten von anderen Artgenossen bestäubt werden, was den Austausch der Gene fördert.

Der Duft einer frisch gemähten Wiese

Das Pflanzenaroma verursacht das Cumarin, ein Stoff, der die Blutgerinnung hemmt. In der Bowle und im Eis mag ich ihn nicht. So richtig gesund soll er auch nicht sein. Aber ich mag ihn gerne riechen. Auch im Wohlriechenden Ruchgras (Anthoxanthum odoratum) ist er enthalten. Das blüht zurzeit auf meiner kleinen Wiese. Hier entsteht das Aroma beim Mähen, wenn das Gras anfängt zu trocknen.

 

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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