Große Facettenaugen, schlanker Körper, extrem lange Beine und eine Furche zwischen den Augen – da lauert ein Räuber. Das 1,5 Zentimeter große Insekt in meinem Garten war uns bisher noch nicht aufgefallen. Es handelt sich um eine Garten-Raubfliege (Neomochtherus geniculatus). Sie jagt Insekten, die sie mit ihren Beinen erbeutet und festhält. Vermutlich hält das Tier auf im Ast Ausschau nach einer unvorsichtigen Schwebfliege, wie sie auf meiner kleinen Wiese häufig sind.

Aufspießen und aussaugen

Die Beute wird mit den Beinen im Flug ergriffen, sein Chitinpanzer durchstoßen und ein lähmendes Gift in das Insekt gespritzt. Dann saugt der Räuber es aus. Deshalb heißen Raubfliegen auch Mordfliegen. Dabei leisten sie nur ihren Beitrag zum ganz normalen Fressen und Gefressen werden in der Natur.

Standorttreuer Räuber

Raubfliegenarten gibt es um die 80 in Deutschland und einige Arten werden immer seltener. Wer von Insekten lebt, hat beim Rückgang der Insekten schlechte Karten. Die Garten-Raubfliege gehört eher nicht dazu. Da die Fliegen relativ Standorttreu sind, könnte es sein, dass wir ihre Nachkommen in diesem Jahr wiedersehen. Ab Juni sollen sie schlüpfen und dann bis etwa September fliegen.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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