Einen Apfelbaum pflanzen, oder besser zwei. Oder drei? Unsere alten sind 80 bis 100 Jahre alt. Die beiden Winterglockäpfel tragen noch, aber ihre Stämme sind voller Höhlungen und die Äste sterben nach und nach ab. Inzwischen wachsen drei neue Bäumchen auf meiner kleinen Wiese, die so immer mehr und mehr zu einer Streuobstwiese wird. 

Die Höhlen in den alten Bäumen sind ideale Verstecke für Insekten und Singvögel.

Vom Aussterben bedroht

Den ersten Baum pflanzen wir vergangenes Jahr im Herbst, einen Seestermüher Zitronenapfel, wie er einst in diesem Garten stand. Seine Früchte sind groß und rund und unglaublich saftig. Das Foto eines solchen Baumes ganz oben stammt aus dem Obstgarten alter Sorten in Haseldorf, eine der größten öffentlich zugänglichen Obstsortensammlungen in Deutschland. Ein anderer Name für den Apfel ist Goldgelbe Renette. Die historische Sorte entstand 1930 aus einem Sämling im Kreis Pinneberg, wo ich wohne, und ist heute vom Aussterben bedroht. Das Bäumchen kam als Wurzelware, ist noch sehr klein und hat den trockenen Sommer gut überstanden. Bis er trägt, müssen wir uns gedulden. 

Auf der Roten Liste

Vergangene Woche sind zwei weitere Bäume hinzu gekommen. Der Altländer Pfannkuchenapfel ist eine historische Züchtung aus dem Jahr 1840, die im Alten Land südlich von Hamburg entstand. Den Namen verdankt er seiner Form – platt wie ein Pfannkuchen, oder wie man hier sagt: Pannkoken, weshalb er auf Plattdeutsch Pannkoken-Appel heißt. Er steht auf der Roten Liste der vom Aussterben gefährdeten heimischen Nutzpflanzen. Auch er kam als Wurzelware, soll buschig wachsen und schnell tragen. 

Ein Biotop für Insekten und Amphibien: Die kleinen Wiese mit den neuen Apfelbäumen und der Steinpyramide.

Im Oktober pflücken, im Dezember genießen

Der dritte Baum ist ein Weißer Winterglockenapfel. Über die Herkunft der Sorte weiß man nicht viel, nur dass sie sehr alt ist (was immer das heißen mag) und vermutlich in der Schweiz entstanden ist, vielleicht aber auch an der Niederelbe, also nicht weit von hier. Er kam mit einem 60-Kilo-Ballen, ist schon jetzt drei Meter hoch und wurde vorher dreimal umgepflanzt. Winterglockenäpfel werden erst spät im Oktober reif und sind perfekte Lageräpfel. Erst im Dezember fangen sie an, gut zu schmecken und halten sich in einem kühlen Raum bis in den Mai. Wir hoffen auf die erste Ernte im kommenden Oktober

Der Züchter

Gekauft habe ich die Bäume bei Hermann Cordes in Holm, im Kreis Pinneberg, der alte Sorten züchtet: https://cordes-obst.de

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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