Das ist das Schöne an einem Garten: Er hält immer wieder Überraschungen bereit. Vor einigen Tagen entdeckte ich nach einem Regenguss eine hellgelbe Wegschnecke. Für mich sieht sie aus wie ein Albino. In einem Schneckenforum heißt es, dass Wegschnecken sehr variabel gefärbt sein können. Weil der Kopf nicht intensiv schwarz ist, handelt es sich vermutlich um eine Spanische Wegschnecke (Arion vulgaris). Die fressen sich derzeit in Massen durch meinen Garten.

Lieben den Regen: Die Spanische Wegschnecke und die Gefleckte Schnirkelschnecke (Arianta arbustorum).

Ein paar Tage später entdeckte ich neben unserem Feuerholz eine Wespe, die keine Wespe war, sondern sich beim genaueren Hinschauen als Echter Widderbock oder Wespenbock (Clytus arietes) herausstellte. Die Larven des Käfers leben in den Ästen, z.B. von Weißdorn (Crataegus), von dem wir sehr viel im Garten haben.

Der Wespenbock lebt zwei Jahre als Larve in trocknem Holz.

Als heute früh die Sonne schien, war auf unsrem Wald-Scheinmohn (Meconopsis cambrica) die Hölle los. Er wird am liebsten von Hummeln besucht. Der Andrang war so groß, dass sich zwei Hummeln um eine Blüte stritten (Foto ganz oben). Sie wollten die Zeit nutzten, bevor es wieder zu regnen beginnt.

Bei Hummeln ist der Wald-Scheinmohnt der Hit. Sie tragen dicke gelbe Pollenhöschen.

Meine Akelei blühen seit Wochen. Mittlerweile haben die Hummeln bei jeder Blüte Löcher in die Sporne gebissen. Wenn sie die Blüten anfliegen, schauen sie nach, ob sich wieder Nektar gebildet hat. ist das nicht der Fall, brummen sie rasch weiter.

Lohnt sich nicht. Diese Hummel sucht nach kurzer Prüfung weiter eine andere Akelei-Blüte auf.

Bei unseren Honigbienen hat sich die Vorarbeit der Hummeln herumgesprochen. Bei Honigbienen müsste man sagen: herumgetanzt. Wenn sie ihren Mitbewohnerinnen im Bienenstock etwas mitteilen wollen, tanzen sie ihnen das vor. Die wissen dann: Da sind Akelei mit angebissenen Spornen. Da kommst du schnell und einfach an den süßen Nektar.

Eine Honigbiene nutzt die Vorarbeit der Hummeln, um an den Nektar zu kommen.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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