„Auch wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht, würde ich heute noch einen Apfelbaum pflanzen.“ Der Satz wird Martin Luther zugeschrieben. Ich habe schon mehrere Apfelbäume gepflanzt, historische Sorten und schon mehrere Jahre alt, wie sie einst in diesem Garten wuchsen. In diesem Frühjahr habe ich zum ersten Mal einen Apfelkern gepflanzt. Das kam so: In meiner Kiste vom Demeterhof befanden sich im März Glockenäpfel. Als ich sie aufschnitt, war in einem Apfel ein Teil der Kerne schon gekeimt.

Die Apfelkerne mit Wurzelspross wollen los wachsen.

Also habe ich sie in einen Topf mit Erde gesetzt, um zu sehen was passiert. Das war am 26. März. Inzwischen haben sich bei einem gepflanztem Kern zwei Keimblätter gebildet und die ersten Blätter zeigen sich.

Einige Wochen später hat immerhin einer von sechs Kernen die ersten grünen Blätter gebildet.

Der Glockenapfel, von dem der Samenkern stammt, gehört zu den Lageräpfeln. Die schmecken erst richtig gut, wenn man sie nach dem Pflücken ein paar Wochen liegen lässt. Kühl gelagert halten sich bis ins Frühjahr hinein. Was immer aus dem Samenkorn wird, ein Glockenapfel wird es nicht. Äpfel haben mehrere Chromosomensätze und werden von anderen Sorten mit wiederum mehreren Chromosomensätzen befruchtet. Was dabei herauskommt ist unberechenbar und zeigt sich erst in etwa zehn Jahren, sollte das Bäumchen bis dahin überleben. Wer einen Apfelbaum pflanzt muss Geduld aufbringen und braucht Vertrauen in die Zukunft.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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