Manchmal ist das mit Naturschutz im Garten ganz schön trickreich. Seit Jahren freue ich mich über die Silberblättrige Goldnessel (Lamium argentatum) in meinem Garten. Gerade blüht sie prachtvoll. Hummeln brummen so eilig von Blüte zu Blüte, dass ich sie mit der Kamera nicht erwischen kann. Aber der NABU, der Naturschutzbund Deutschland, lässt wissen, dass die Pflanze gefährlich für die Artenvielfalt ist. (Sie) „verdrängt an ihrem Standort in kürzester Zeit die heimische Vegetation“ heißt es dort. Ich habe möglicherweise mit Zitronen gehandelt.

Die weiße Zeichnung auf den Blättern ist typisch für die Silberblättrige Goldnessel.

Der NABU warnt davor, sie im eigenen Garten zu pflanzen. „Wo ehemals im Frühjahr ein bunter Blütenteppich aus Lungenkraut, Lerchensporn und Anemonen erblühte, wird sich alsbald nichts anderes mehr zeigen als die Silberblättrige Goldnessel.“ Selbst der Giersch (Aegopodium podagraria), das gefürchtete Dreiblatt, werde „unter den oberirdisch verlaufenden Ausläufern der Nessel regelrecht begraben“.

Friedliche Koexistenz: Giersch und Silberblättrige Goldnessel existieren bei mir nebeneinander.

Dass die Goldnessel den Giersch verdrängt, würde ich mir wünschen. Aber wie das Foto zeigt, gedeihen die beiden in meinem Garten traulich miteinander, vermutlich weil es dort, wo sie wachsen, im Sommer sehr trocken ist. Das mögen beide nicht. Die Silberblättrige Goldnessel hat übrigens eine „wilde“ Schwester, die Echte Goldnessel (Galeobdolon luteum). Sie wächst im Wald. Aus ihr wurde die Silberblättrige Goldnessel, die sich nun in der Natur als übergriffig erweist, höchstwahrscheinlich irgendwann gezüchtet. Schreibt der Nabu. Echtes Gold trifft Katzengold.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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