Blau ist die Farbe des Frühlings in meinem Garten. Dann blühen nicht nur Scilla und Schneesterne sondern auch das Kleine Immergrün (Vinca minor). Es gedeiht am besten im Schatten oder Halbschatten, wo es für einen dichten, dunkelgrünen, Teppich aus glänzenden Blättern sorgt und auch nicht übelnimmt, wenn wir es betreten. Jetzt im Frühjahr fängt das Immergrün an zu blühen und kann bis Juni durchhalten. Drei Monate lila-blaue Blickfänger im Garten – welche Pflanze kann da mithalten?

Übergriffige Ranken

Das Immergrün ist übrigens ein Halbstrauch. Das sind Pflanzen die unten verholzen und deren aktuelle Triebe, die jetzt gerade aus den verholzten Pflanzenteilen sprießen, grün sind. Diese neuen Triebe sind ziemlich übergriffig. Sie können in einem Jahr bis zu zwei Meter lang werden, sterben im Herbst zwar ab, aber wo sie sich wieder im Boden verankert haben, bilden sie neue Pflanzen. Der Vorteil für die Gärtnerin: Das Immergrün kann große Flächen bedecken. Der Nachteil: Man muss ein bisschen darauf achten, dass es sich nicht zu stark ausbreitet.

Verlassene Siedlungen

Wir verdanken die Pflanze den Römern, die sie bei uns eingeführt haben. Wenn Sie Immergrün in der freien Natur, z.B. in einem Wald entdecken, können sich ziemlich sicher sein, dass dort einst Menschen lebten. Das Immergrün ist nämlich eine Stinsenpflanze. Das Wort stammt aus dem Friesischen und bedeutet so viel wie Steinhaus. Häuser hatten Gärten, zumeist Nutzgärten, und das Immergrün galt als Heilkraut bei vielen Beschwerden, vor allem bei Entzündungen. Vielleicht verdankt es dieser Fähigkeit seinen Namen: Vinca – von Lateinisch vincere = siegen.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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