Gestern habe ich die ersten Schopf-Tintlinge (Coprinus comatus) entdeckt. Anfang Oktober sind sie plötzlich da. Den Rest des Jahres führen führen sie ein ausschließlich unterirdisches Leben. Dort gehen sie von uns Menschen unbemerkt auf die Jagd. Sie scheiden ein Gift aus, mit dem sie kleine im Boden lebende Fadenwürmer (Nematoden) lähmen und innerhalb von wenigen Tagen mit ihrem unterirdischen Pilzgeflecht auffressen.

Den Stoff, mit dem der Tintling sich zersetzt, produziert er selbst.

Überirdisch verdaut sich der Pilz selbst. Innerhalb von kurzer Zeit wird sein Rand dunkel, fängt an zu tropfen und rollte von unten nach oben auf, bis nur noch ein flacher Teller zu sehen ist.

IN wenigen Stunden, dann zeugt nur noch ein bisschen schwarzer Matsch vom ehemaligen Pilzkörper.

In den schwarzen Tropfen sind die Sporen enthalten, mit denen der Pilz sich vermehrt. Der Regen trägt die Sporen davon. Mit Glück finden sie einen neuen Standort mit vielen Nährstoffen im Boden und reichlich Fadenwürmer-Mahlzeiten. Ich finde Schopf-Tintline oft an den Wegrainen von Hunderunden. Die Hunde liefern den Dünger, die Fadenwürmer fressen ihn, und die Schopf-Tintlinge futtern die Würmchen. Das ist dann wohl der Kreislauf der Natur.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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