Wenn morgens auf den Blättern des Frauenmantels (Alchemilla mollis) in meinem Garten fein verteilt kleine Tröpfchen glänzen, muss das kein Zeichen sein, dass es in der Nacht geregnet hat. Schaut man genau hin sieht man, dass die Tröpfchen sich vor allem an den Spitzen der Blätter befinden. In der Morgensonne glänzen sie wie Diamanten. 

Magische Kräfte

Der botanische Name „Alchemilla“ leitet sich vom Wort Alchemie her, einem Zweig der Wissenschaft, der sich mit der Verwandlung von minderen Metallen in Gold und Silber beschäftigte. Einst glaubte man, dass die Tropfen des Frauenmantels dabei helfen könnten. Deshalb wurden der Pflanze magische Kräfte zugeschrieben. Magische Kräfte haben die Tropfen nicht, und es ist auch kein Privileg des Frauenmantels, solche Tropfen zu produzieren. 

Weder Regen, noch Tau

Man sieht glitzernden Diamanten vor allem morgens, wenn die Luftfeuchtigkeit hoch ist. Dann können Pflanzen das Wasser, mit dem sie die Nährstoffe aus dem Boden aufnehmen, nicht verdunsten. Statt dessen scheiden sie es über die Blattspitzen aus, wo es sich in glänzenden Tropfen sammelt. Der Vorgang heißt Guttation. Beim Frauenmantel kann man das besonders schön beobachten.  

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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