Anfang April. Es ist warm geworden, der Acker ist trocken, die „Klüten“ sind entfernt, endlich können wir säen. Aber wie verteilt man 5 Gramm Saat pro Quadratmeter gleichmäßig, eine Saat zudem, die aus großen bis winzig kleinen Körnern besteht? Ich erinnere mich, wie wir, als ich Kind war, Radieschen und Möhren gesät haben, nämlich mit Sand vermischt. Also kaufe ich eine Tüte feinsten Sandkistensand, 25 Kilo, keine Ahnung wie viel davon wir benötigen werden. Und ich holte mir Rat bei meinem Vater. Der hat schon das Ausharken überwacht, nun muss er den Sämann machen.

Mein Vater mit Luise

Das Schnapsglas als Helfer

Wir benötigen: Eine Schubkarre, einen großen Plastikeimer, einen mittlerer Blumenübertopf und ein großes Schnapsglas. Dann fängt er an zu mischen: drei Blumentöpfe Sand auf ein Schnapsglas Saat. Die muss vorher noch einmal richtig gut durchmischt werden, damit sich nicht alle kleinen Körner unten in der Tüte befinden. Sand und Saat werden gut durchgerührt und in die Schubkarre gekippt. Dann mischt er wieder an: drei Blumentöpfe Sand und ein Schnapsglas Saat, gut mischen und ab in die Schubkarre. Bis etwa zwei Drittel der Tüte leer sind und wir etwa 10 Kilo Sand verbraucht haben. Den Rest brauchen wir erstmal nicht. Er bleibt, um im Herbst eventuell nachzusäen.

Weißer Sand auf schwarzem Grund

„Das macht man so“, mein Vater klemmt sich den Eimer unter den linken Arm und streut, die Finger leicht gespreizt, mit leichtem Schwung Sand und Saat auf den Acker. Dabei stellt sich ein weiterer Vorteil der Methode heraus: Man sieht, wo man schon gesät hat, weil der weiße Sand sich auf dem schwarzen Boden gut abhebt. Dann bin ich an der Reihe. „Das macht man mit bloßen Fingern“, kriege ich zu hören, als ich mit Gartenhandschuhen in den Eimer greifen will. Und in der Tat: Man muss den kühlen, feuchten Sand spüren, um ihn gut auszustreuen. Am Ende harken wir alles noch einmal ganz leicht glatt. Nicht zu stark, denn die meisten Pflanzen brauchen Licht zum Keimen. Nun hoffe ich, ganz gegen meine Natur, auf ein regenreiches Frühjahr, denn der Acker muss sechs Wochen feucht sein. Übrigens hat uns Luise ein Eis vor die Haustür gelegt.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

Vielleicht gefällt dir auch das: