Auf meinem Rasen wächst eine kleine Eiche. Sie ist zehn Zentimeter hoch und ein halbes Jahr alt. Vermutlich hat ein Eichhörnchen vergangenes Jahr die Frucht als Futtervorrat versteckt und sie dann im Boden vergessen. Den Sommer über habe ich um sie herumgemäht, jetzt im Herbst muss ich in meinem Garten einen neuen Platz für sie finden.

Schutz gegen Fressfeide

Eichen sind wundersame Bäume, wie mir Prof. Francois Buscot kürzlich erklärt hat. Er leitet am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Halle die Abteilung Bodenökologie. Eichen wachsen rhythmisch. Der erste Schub ist im Frühling, der zweite im Juni, etwa um die Zeit der Mittsommernacht. Er wird auch Johannistrieb genannt. Wenn das Wetter stimmt, wächst der Baum im August noch einmal ein Stück. Haben sich Fressfeinde über die jungen Blätter hergemacht, könnten Eichen das mit nächsten Wachstumsschub ausgleichen.

Was im Boden passiert

Eichen wachsen abwechselnd – entweder über oder unter der Erde. Meine kleine Eiche ist auf Herbst eingestellt. Überirdisch wird sie in diesem Jahr nicht mehr an Größe zulegen. Nun muss ich einen neuen Platz für sie finden, bevor ihre Wurzel zu lang wird, um sie unbeschadet auszugraben. Eichen haben bessere Überlebenschancen, als manche anderen heimischen Bäume, wenn es in Zukunft in Deutschland wärmer und trockner wird, sagt Prof. Buscot.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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