Mit ihren Flügeln schaffen es die Früchte des Berg-Ahorns aus Nachbars Garten bis auf meine Terrasse. Nach einigen Wochen stecken sie fest zwischen den Ritzen der Klinkersteine auf der Terrasse, die Flügel abgefressen oder verwittert, die Frucht aufgequollen. Das zeigt mir: Sie lebt.

Wunder des Lebens

Ich möchte nicht, dass Berg-Ahorn-Bäume auf meiner Terrasse wachsen, denn sie werden haushoch. Als ich den Samen heute entfernen wollte, stellte sich heraus, dass er sich über den Winter schon sechs Zentimeter in den Boden gebohrt hatte, ohne ein einziges Blatt zu bilden. Unglaublich, wie viel Lebenswillen in so einem kleinen Samenkorn steckt!

Zarter Flaum

Gut erkennbar an der Seite sind die Wurzelhaare, ein weißer Flaum, mit dem die Wurzel ihre Oberfläche vergrößert und mit denen der Keim u.a. Wasser und Mineralien aufnimmt. Mit der Spitze der Wurzel hingegen „gräbt“ die Pflanze sich nach unten, denn sie kann die Schwerkraft der Erde spüren. Ich habe das kleine Wunder in meine alte Weißdornhecke gepflanzt und bin neugierig, ob der Berg-Ahorn dort weiter wächst.

 

 

 

 

 

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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