„Die Blütenblätter tragen nichts zur Zeugung bei, sondern dienen nur als Brautbett, das der große Schöpfer so großartig vorbereitet hat.“ So blumig beschrieb Sebastian Vaillant (1669-1722) die Vermehrung von Pflanzen. Die Wissenschaftler hatten damals begonnen, die Bestäubung zu untersuchen und verstehen. Die Pflanzenzüchter nutzten das Wissen und konzentrierten sich auf Schönheit. So entstanden immer mehr gefüllte Blüten, wie meine Rose Gloria Dei, ein Neuzugang von Rosen Tantau in Uetersen in meinem Garten. Einst hieß sie „Peace“, weil sie das Ende des Zweiten Weltkriegs einläutete, aber das ist eine andere Geschichte.

Für Insekten sind solche gefüllten Blüten nutzlos. Vaillants „Brautbetten“ dienen allein der menschlichen Erbauung. Einsame Spitze sind in dieser Hinsicht die Pfingstrosen.

Meine Liebste auch in diesem Jahr ist Festiva Maxima, eine Züchtung aus dem Jahr 1851. Zwei Hände können diese Blüte kaum umfassen. Die weißen Blätter erinnern mich an die aufgeplusterten Federn eines Schwans, der seine Jungen verteidigt.

Dennoch könnte ich mir vorstellen, für das nächste Jahr die eine oder andere nicht gefüllte Art anzusiedeln – damit auch die Insekten von der Pracht profitieren.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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