Die neue Mischung für einen neuen Teil meiner kleinen Wiese heißt Feldraine und Säume (Zeller HK1). Sie besteht aus zehn Prozent Gräsern sowie 90 Prozent Kräutern und Hülsenfrüchten. Vergangenes Jahr im März habe ich sie angesät. Der Sommer war heiß und bei uns in Schleswig-Holstein extrem trocken. Doch während der Rasen verdorrte, keimte die Wiesensaat nicht nur, die Wiese blühte auch unverdrossen den ganzen Sommer hindurch ohne dass ich sie wässern musste: blaue Kornblumen (Centaurea cyanus), gelber Hornklee (Lotus corniculatus), weiße Lichtnelken (Silene latifolia subsp. alba) und roter Klatschmohn (Papaver rhoeas), der nicht in der Saat war, also wohl aus der Samenbank stammen musste.

Vorfahr unserer Speisemöhre

Dieses Jahr hat sich das Bild gewandelt. Im Frühjahr dominierte der Rotklee (Trifolium pratense) und nun im Sommer blüht die Wilde Möhre (Daucus carota), erkennbar an dem dunklen Punkt auf der Blütendolde. Vermutlich ist unsere Speisemöhre aus unserer Wilden Möhre und einer mit ihr gekreuzten südeuropäischen Art entstanden. Die Wurzeln der Wilden Möhre reichen übrigens 80 Zentimeter tief in den Boden, sodass ihr Trockenheit nichts ausmacht.

Jedes Jahr ein anderes Bild

Ich vermute, dass die Wiese im kommenden Jahr wieder anders aussieht. Die Wilde Möhre ist zweijährig, und aus den Erfahrungen mit dem ersten Teil meiner kleinen Wiese weiß ich, dass die Pflanze im dritten Jahr nicht so üppig blüht wie im zweiten. Ihre Samen keimen auf brachliegenden Bodenflächen am besten. Gemäht wird dieser Teil der Wiese erst im September, damit die Wilde Möhre möglichst viel Saat bildet. Einen Teil der Saat sammeln ich ein und verteile sie an anderen Stellen im Garten, um auch dort den dankbaren Sommerblüher zu kultivieren.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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