Die Wilde Möhre, (Daucus carota subsp. carota) ist ein Insektenmagnet. Ihre großen weißen  Dolden bilden hervorragende Landeplätze und bieten reichlich Nahrung, vor allem eiweißhaltigen Blütenstaub. Wildbienen, Schwebfliegen, Blattwespen, Wanzen und Käfer, sie alle besuchen die Wilde Möhre. Die Pflanze ist zweijährig. Ihre Rosetten habe ich auf meiner kleinen Wiese schon entdeckt. Nächstes Jahr um diese Zeit wird sie blühen.

Da frisst schon einer

Der schwarze Punkt ist auch noch sichtbar, wenn die Wilde Möhre verblüht.
Der schwarze Punkt ist auch dann noch sichtbar, wenn die Wilde Möhre verblüht.

Die Wilde Möhre ist ein Vorfahr unserer orangefarbenen Karotten. Ihre Wurzeln jedoch sind weiß, lang und dünn. Wer sich die Blüte der Wilden Möhre genau anschaut, wird inmitten der zahllosen kleinen, weißen Teilblüten einen lila bis schwarz gefärbten Punkt entdecken. Von weitem sieht er aus wie ein Insekt, und an diesem Punkt lässt sich die Pflanze einfach von anderen weißen Doldenblütlern wie Wiesenkerbel (Anthriscus sylvestris) und Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondylium) unterscheiden.

Lila wie Kirschen oder Brombeeren

Der Punkt heißt „Mohrenblüte“ und gab der Wilden Möhre ihren Namen. Wissenschaftler nennen ihn Anthocyanpunkt – ánthos  ist das griechische Wort für „Blüte“ und kyáneos bedeutet „dunkelblau“. Das Wort steckt auch in der Farbbezeichnung „Cyan“. Deshalb wird die Kornblume manchmal „Zyane“ genannt. Der Farbstoff der Mohrenblüte findet sich in vielen dunkelroten Früchten, wie Brombeeren, Kirschen oder schwarzen Johannisbeeren. Auf der Wilden Möhre signalisiert er vermutlich anderen Insekten eine reich gedeckte Tafel, an der sich andere schon laben. Wer daran teilhaben will, sollte sich also beeilen.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

Vielleicht gefällt dir auch das: