Wer wohnt denn da in meinem Blumentopf? Den ganzen Sommer blühten in meinem Garten Geranien. Vor zwei Wochen habe ich sie kräftig zurückgeschnitten und in den Wintergarten verfrachtet. Von der einstigen Pracht zeugen noch einige Blüten in einer Vase (Foto oben). Der Wintergarten ist ungeheizt, aber bis gut fünf Grad minus sind die Pflanzen dort sicher. Die Geranien habe ich seit mehr als zwei Jahrzehnten. Eine Entdeckung wie heute habe ich in der ganzen Zeit aber noch nicht gemacht.

In einem Topf hat sich ein mysteriöser Haufen aus schwarzen Kringeln gebildet, fast so hoch wie in kleiner Finger. Darunter steckt – natürlich – ein Regenwurm, und zwar ein tiefgrabender Tauwurm (Lumbricus terrestris). Er ist dabei, die Erde im Topf zu verdauen und sie mit wertvollen Mikropartikeln anzureichern. Die Geranien haben quasi ihren privaten Pflanzendünger-Produzenten. Vermutlich hat der Wurm sich vom Boden her in den Topf hineingearbeitet, oder ein Regenwurm-Ei befand sich in dem Kompost, den ich der Blumenerde im Frühjahr zugefügt habe.

Nun muss ich aufpassen, dass es im Topf nicht zu trocken wird, denn das mag der Regenwurm nicht. Außerdem hat er bestimmt Hunger. Darwin hat ausprobiert, was Regenwürmer am liebsten fressen. Dazu gehörten Kohlblätter. Ich habe ihm heute ein gut befeuchtetes Kohlrabi-Blatt aus meiner Biokisten-Lieferung angeboten. Mal schauen, ob es ihm mundet.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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