Das waren noch Zeiten, als jede Schranke von einem Bahnwärter geöffnet und geschlossen werden musste – von Hand wohlgemerkt. Mein Urgroßvater gehörte dazu. Er bediente einen Übergang an der Strecke Hamburg-Altona-Kiel. Ob er wohl Bahnwärter-Taglilien (Hemerocallis fulva) in seinem Garten züchtete? Bahnwärter hatten damals viel Zeit, denn den größten Teil des Tages warteten sie auf Züge. Diese Zeit verbrachten sie in ihren Gärtchen.

Pflanzen-Geschenk

Meine Taglilien sind das Geschenk einer Freundin. Taglilien sind so vermehrungsfreudig, dass sie die überzähligen auf den Kompost geworfen hatte. Ich kam gerade rechtzeitig zu Besuch, um sie noch zu retten. Nun haben sie bei mir ein neues Zuhause gefunden. Schließlich wohne ich in dem Haus, das mein Bahnwärter-Urgroßvater gebaut hat, übrigens aus Steinen, die vom Abriss eines Bahnwärter-Häuschens stammen. 

Pflegeleichte Schönheiten

Taglilien gibt es in vielen Farben und sie sind perfekt auch für unerfahrene Gärtnerinnen. Übrigens auch für solche mit wenig Zeit. Sie brauchen nicht viel Pflege und wachsen auf nahezu jedem Boden. Ein wenig Dünger im Frühjahr kann nicht schaden, heißt es. In meinem Naturgarten lasse ich auch den weg. Stattdessen bekommen sie im Herbst eine dicke Decke aus Laub von unserem Ahorn und Frühjahr Kompost. Dafür bedanken sie sich mit reicher Blüte, jeden Tag eine neue, und das über Wochen. Was wünscht man sich mehr!

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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