Eigentlich ist es zu früh im Jahr für Morgennebel und Tau benetzte Halme. Die Sonne steht zu hoch, und die Nächte im Norden Deutschlands sind im Juli kurz. Trotz ungewöhnlicher Hitze hat es allerdings immer wieder reichlich geregnet. Unser Garten-Regenmesser ist bei 70 Liter angekommen. Das ist viel für den Monat Juli. Nach einem nächtlichen Sommergewitter habe ich frühmorgens um 6 Uhr den Tau auf den Blütenblättern der Gemeine Nachtkerze (Oenothera biennis) fotografiert.

Nutznießer der Globalisierung: Die Gemeine Nachkerze kam 1620 aus Nordamerika nach Europa.

Die dekorative Gartenpflanze ist eine Pflanze für Nachtschwärmer und Frühaufsteher. Abends entfaltet die Gemeine Nachtkerze innerhalb von wenigen Minuten ihre Blütenblätter, nach Sonnenaufgang schließt sie sie wieder. Wer das nicht weiß denkt: Blöde Pflanze, wann sieht die eigentlich mal hübsch aus? Ich habe im Morgengrauen eine Hummel dabei beobachtet wie sie noch nass von Tau die zart duftenden Blüten besuchte. Sie wusste: Für Nachkerzen-Nektar muss ich früh aufstehen.

Kurz vor Torschluss: Eine Ackerhummel (Bombus pascuorum) besucht morgens um 6 eine Nachtkerzen-Blüte.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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