Heute morgen fand ich im Garten drei Eischalen. Der Farbe und der Zeichnung nach könnten sie von einem Sperber (Accipiter nisus) stammen. Der elegante Raubvogel macht regelmäßig Jagd auf unvorsichtige Singvögel und Tauben in unserem Garten. Pfeilschnell schießt er über Rasen und Beete. Wer nicht aufpasst, hat Pech gehabt. Vor drei Tagen muss es ein Amselmännchen erwischt haben. Ein paar grauschwarze Federn auf dem Weg zum Kompost zeugen von dem Überfall.

Starke Frauen

Bei Sperbern sind die Frauen das starke Geschlecht. Sie sind fast doppelt so groß wie die Männchen und erreichen eine Flügelspannweite von bis zu 80 Zentimetern. Die Flügeloberseite der Greifvögel ist blaugrau, die Unterseite weiß-braun oder beige-braun gebändert, „gesperbert“, wie es im Fachjargon heißt. Sperber legen ihre Eier ab Mitte April. Das spricht dafür, dass der Inhalt dieser Eier Nesträubern zum Opfer fiel.

Glück im Unglück

Ein Sperber-Männchen flog vergangenes Jahr gegen die Scheibe meines Wintergartens. Es überlebte, saß einige Zeit verdattert auf dem Rasen und kam dann noch einmal auf die Terrasse geflogen. Ich hatte den Eindruck, es wollte die Stätte seines Unglücks genau in Augenschein nehmen. Klug ist, wer einen Fehler nicht wiederholt.

 

 

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

Vielleicht gefällt dir auch das: