Ich gehe nicht oft in meinen Keller. Er ist niedrig, dunkel und klein, eine Erweiterung, dessen was man früher Kriechkeller nannte. Ein paar Flaschen Wein, selbst gemachte Marmelade, ein Wischeimer, viel mehr geht nicht hinein. Im Herbst bringe ich dort Pflanzen unter, die nicht frosthart sind, zum Beispiel meine Rittersterne (Hippeastrum). Dort stehen sie knochentrocken und im Dunkeln. Am 1. Februar entdeckte ich, dass sie bleiche Blüten angesetzt haben. Also durften sie ins Licht.

Rittersterne gehören zu den Amaryllisgewächsen und stammen ursprünglich aus den Anden, also dem südamerikanischen Hochgebirge (Amaryllidaceae). Vielleicht kommt von dort ihre Vorliebe für Trockenheit und kühle Temperaturen in Herbst und Winter. Mit Wasser und Frühlingssonne im Wintergarten sind aus den bleichen Blüten und Blättern wahre Schönheiten geworden. Drei Zwiebeln haben einen Blütenstiel mit jeweils vier dunkelroten Blüten hervor gebracht.

Der schlanke lange Griffel ragt über die Staubbeutel hinaus und ist zunächst rot. Erst viele Stunden später öffnet sich an seiner Spitze die dreipappige Narbe zur Befruchtung.

Nach der Blüte müssen Rittersterne wachsen und neue Kraft schöpfen. Deshalb gieße sich sie bis August und dünge sie alle paar Wochen. Danach beginnt die Trockenzeit. Wenn die Blätter braun und trocken sind, werden sie entfernt, die Zwiebeln bekommen neue Erde und wandern für ein paar Monate „ohne Wasser und Brot“ in meinen Keller. Mit Glück blühen sie im nächsten Jahr wieder.