Ich gehe nicht oft in meinen Keller. Er ist niedrig, dunkel und klein, eine Erweiterung, dessen was man früher Kriechkeller nannte. Ein paar Flaschen Wein, selbst gemachte Marmelade, ein Wischeimer, viel mehr geht nicht hinein. Im Herbst bringe ich dort Pflanzen unter, die nicht frosthart sind, zum Beispiel meine Rittersterne (Hippeastrum). Dort stehen sie knochentrocken und im Dunkeln. Am 1. Februar entdeckte ich, dass sie bleiche Blüten angesetzt haben. Also durften sie ins Licht.

Auf dem Foto vom 1. Februar haben die Rittersterne Blätter und Blüten getrieben.

Rittersterne gehören zu den Amaryllisgewächsen und stammen ursprünglich aus den Anden, also dem südamerikanischen Hochgebirge (Amaryllidaceae). Vielleicht kommt von dort ihre Vorliebe für Trockenheit und kühle Temperaturen in Herbst und Winter. Mit Wasser und Frühlingssonne im Wintergarten sind aus den bleichen Blüten und Blättern wahre Schönheiten geworden. Drei Zwiebeln haben einen Blütenstiel mit jeweils vier dunkelroten Blüten hervor gebracht.

Zuerst platzen die Staubbeutel. Bei dem hintersten rechts ist das schon der Fall.

Der schlanke lange Griffel ragt über die Staubbeutel hinaus und ist zunächst rot. Erst viele Stunden später öffnet sich an seiner Spitze die dreipappige Narbe zur Befruchtung.

Bereit zur Befruchtung: aufgeplatzte Staubbeutel mit dreipappiger Narbe:

Nach der Blüte müssen Rittersterne wachsen und neue Kraft schöpfen. Deshalb gieße sich sie bis August und dünge sie alle paar Wochen. Danach beginnt die Trockenzeit. Wenn die Blätter braun und trocken sind, werden sie entfernt, die Zwiebeln bekommen neue Erde und wandern für ein paar Monate „ohne Wasser und Brot“ in meinen Keller. Mit Glück blühen sie im nächsten Jahr wieder.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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