Grau ist ihre Haut, wie die eines Elefanten oder wie die Rinde einer Buche. Mit einem silbrigen Schimmer und so dünn, dass man im Frühjahr hören kann, wie die Säfte hoch hinauf in die Krone steigen. Jetzt macht der Baum Pause, ist sozusagen in den Winterschlaf gegangen. Zu dem Honigbaum (Tetradium daniellii), auch Stinkesche genannt, gehört das gestrige Foto.

Blanke, schwarze Samen?

Dolde mit Doppelsamen: Die größeren
sind hart und fruchtbar, die kleineren weich und Lockmittel für die Vögel.

Die Dolden, die man an den Blattspitzen auf dem Foto oben noch gut erkennen kann, waren seine Blüten. Im Sommer sind sie für Insekten – vor allem für Bienen – hervorragende Pollen- und Nektarlieferanten. Inzwischen sind die Dolden vertrocknet. In Herbst und Winter wirft der Baum sie nach und nach ab. Dann kann ich immer wieder Gartenvögel dabei beobachten, wie sie an ihnen herumpicken. Sie haben es auf die blanken schwarzen Samen abgesehen. 

Trickreicher Stratege

Die Rinde ist grau wie die Haut eines Elefanten.

Um die Vögel anzulocken hat der Honigbaum eine trickreiche Strategie entwickelt. Die Früchte enthalten Doppelsamen. Der eine hat eine weiche Schale. Er ist unfruchtbar und Nahrung für die Vögel. Der zweite ist steinhart und enthält den Keimling. Die Vögel fressen beide und scheiden den harten unverdaut wieder aus. So spannt der Honigbaum Vögel für seine Verbreitung ein. 

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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