Dass unsere Sommer für den Wald zu trocken sind, haben wir inzwischen gelernt. Es kann Bäumen aber auch zu nass werden. Bei Staunässe machen sie, bis auf ein paar Spezialisten wie die Schwarzerle (Alnus glutinosa), schlapp. Schwarzerlen wachsen gern an den Rändern von Gräben. Sie blühen gerade (Foto oben). Wer jetzt Heuschnupfen hat, reagiert vermutlich auf die Pollen allergisch, die die Kätzchen derzeit verteilen. Ihre Früchte, die zwei Zentimeter großen schwarzen holzigen Zapfen vom Vorjahr, fallen jetzt erst von den Bäumen.

Die Samen in den Zapfen sind Futter für Erlenzeisige (Spinus spinus), die im Winter scharenweise die Bäume nach Nahrung absuchen. Die braunen Samen sind nur 2 mm groß und sitzen um diese Jahreszeit so locker, dass ich einige davon in meiner Jackentasche fand, in der ich die Zapfen vom Spaziergang mitgebracht hatte. Ich werde sie in meinem Knick am Graben aussäen.

Schwarzerlen stehen mit den Füßen fast ganzjährig im Wasser. Dazu haben sie spezielle Überlebenstechniken entwickelt, wie uns Waldpädagoge Walter Plötz in Groß Zecher erklärt hat. Sie atmen mit dem Stamm durch Korkporen, sogenannte Lentizellen.

Die Erlen haben noch einen weiteren Überlebenstrick entwickelt. An ihren oberen Wurzeln „wachsen“ kleine Knötchen. Sie werden von einem Bakterium gebildet, das die Erle mit Stickstoff aus der Luft versorgt. Sie sind auf der Zeichnung im oberen Wurzelbereich zu sehen. Sie Zeichnung stammt aus dem wundervollen Werk „Pflanzenwurzeln„, das Monika Sobotik u.a. herausgegeben haben.

Mit Hilfe der Bakterien kann die Schwarzerle auch in einem an Nährstoffen armen Umfeld überleben. Die Bakterien werden dafür im Gegenzug von der Erle mit Zuckerverbindungen gefüttert. Je fleißiger Erle und Bakterien zusammenarbeiten, umso mehr Stickstoff entsteht, manchmal mehr als die Erle braucht. Dann wachsen unter der Erle auch Stickstoff liebende Pflanzen wie die Brennnessel.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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