Vor Jahrzehnten haben wir im Garten Senf ausgesät. Mit seinen gelben Blüten ist er eine gute Bienenweide, und genau dafür war er gedacht. Seitdem ist er da: Im Himbeerbeet keimt er jedes Jahr. Das neu angelegte Gemüsebeet hatte er fast vollständig erobert, bis ich ihm auf die Schliche kam. Ich dachte, das seien Radieschen. Auch Gemüseanbau will gelernt sein.

Kleine Blüten, reiche Ernte

Jedes Jahr wieder bin ich überrascht, woher die neuen Pflanzen kommen. Angeblich war Senf schon in der Bronzezeit ein häufiges „Unkraut“. Eine Pflanze kann bis zu 25 000 Samen bilden. Wenn ich nicht alle rechtzeitig vor dem Aussamen ausrupfe, beglückt er mich im kommenden Jahr wieder.

Volle Samenbank

Auf dem Stück Land, das mein Garten ist, wurden noch nie Pestizide ausgebracht. Deshalb ist der Boden voller Leben. Auf dem Stück, dass wir dieses Jahr für den Gemüseanbau der Wiese abgerungen haben, ist es besonders schlimm: Tausende von Samenkörnern lagern dort und warten nur darauf zu keimen. Ich könnte jeden Tag jäten. Daran muss ich mich erstmal gewöhnen.

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Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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