Das Pfaffenhütchen in meinem Garten hat alle Blätter abgeworfen, aber seine roten Früchte leuchten weiterhin. Für uns Menschen heißt Rot: Achtung gefährlich. Wie bei einer roten Ampel, einem Stoppschild, einer Feuersbrunst. Bei Früchten lockt Rot hingegen fast immer mit der Aufforderung: „Iss mich, ich bin lecker.“ Das gilt auch für die Früchte des Pfaffenhütchens (Euonymus europaeus). Allerdings nur für Vögel. Für Menschen ist die Pflanze giftig.

Verwirrender Name

Euonymus ist Griechisch bedeutet übersetzt „guter Name“: „eu“ = gut und „onoma“ = Name. Bei einer so giftigen Pflanze wie dem Pfaffenhütchen ist das verwunderlich. Ein Hinweis findet sich auf den Seiten der Universität Freiburg über die „botanischen Gattungsnamen der Gefäßpflanzen Europas“. „Guter Name“ sei wegen der Giftigkeit der Pflanze umgekehrt zu verstehen. Man könnte auch sagen: ironisch.

Dämonenabwehr

Weiter hilft eine andere Erklärung. Euonymus sei ein „Tabuname“ schreibt Helmut Genaust in seinem „Etymologischen Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen“. Mit der harmlosen Benennung habe man Dämonen austricksen wollen, die hinter der Giftwirkung vermutet wurden. Ganz schön trickreich.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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