Regen, Novembergrau. Tief hängende Wolken. Sehnsucht nach dem Süden. Und doch: Die Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Jetzt im Herbst rücken die Farben im Garten in den Hintergrund und lenken den Blick auf die Formen. Es ist ein bisschen wie in der Wüste oder an einem breiten Sandstrand. Der Mangel an Ablenkung schärft den Blick für Schattierungen, für Strukturen, für Hell und Dunkel. Die Blätter der Lilie auf dem Foto oben haben sich gülden gefärbt, und das Färber-Mammutblatt (Gunnera tainctoria unten) könnte aus der Nähe betrachtet als Schwimmfuß eines urzeitlichen Riesen durchgehen. Es fehlen nur die Krallen. Ich stelle sie mir mörderisch vor.

Ähnelt verflixt einem Pilz, z.B. der Geweihförmige Holzkeule (Xylaria hypoxylon), gehört aber zu einem Dickblattgewächs, das z. B. zur Dachbegrünung genutzt wird. Die rosa Blüten der Fetthenne (Sedum) sind braunen Samenständen gewichen, die mit einer Schicht Raufreif überzogen sind.

Meine Bauern-Hortensien (Hydrangea macrophylla) hat der Frost dahin gerafft. Jetzt lässt sich beobachten, wie die Blüten verwittern. Die Blatt-Adern treten immer deutlicher hervor. In einigen Wochen sind auch sie dahin.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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