Der Boden rund um den Baunkohlesee bei Görlitz in Sachsen ist steinig und trocken. Der Wind weht eisig von Osten, aber eine Pflanze trotzt alledem: Der Huflattich (Tussilago farfara). Seine dottergelben Blüten zeigen, dass der Frühling naht. Ihren Namen verdankt die Pflanze ihren hufeisenförmigen Blättern, weshalb sie auch Rosshuf, Eselstappe, Fohlenfuß oder Hufblatt genannt wird. Die Blätter wachsen allerdings erst, nachdem die Blüten längst verschwunden sind.

Genügsamer Frühblüher

Der Huflattich gehört zu den ersten Blühpflanzen im Jahr. Schon im März treibt der unter der Erde liegende weit verzweigte Wurzelstock die ersten Knospen. Bis zu zwei Meter lang können seine Wurzelausläufer werden. Das heißt: Der größte Teil der Pflanze befindet sich im Boden. Der Huflattich ist so genügsam, dass er sogar auf reiner Braunkohle gedeihen kann, schrieb der Heilkundler Gerhard Madaus in den 1930er Jahren.

Unterschied zum Löwenzahn

Als Heilpflanze wurde der Huflattich gegen Husten und Heiserkeit genutzt. Darauf weist auch sein botanischer Name Tussilago hin. Er stammt vom Lateinischen „tussis“ für Husten. Vom Löwenzahn, der ähnlich blüht, ist er gut zu unterscheiden, denn dessen Blüten treiben aus einer Rosette von gezackten Blättern heraus. Der Löwenzahn bevorzugt Wiesen und gut gedüngte Böden, der Huflattich hingegen will es karg. Nach dem Zweiten Weltkrieg besiedelte er die Trümmer der Städte.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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