Eigentlich war er zum Missionieren nach China gegangen: der französische Geistliche Père Jean Marie Delavay (1834-1895). Er landete in der Provinz Guangdong im Südosten, der „Mutter aller Gärten“. Von dort dehnte er seine Streifzüge in die umliegenden Provinzen aus bis nach Yunnan, und entdeckte dabei auch die Chinesische Wiesenraute (Thalictrum delavayi), deren Blüten gerade über meinem Garten schweben.

Pflanzensammler einst

Ermuntert von dem Botaniker Père Armand David, dem der Schmetterlingsflieder (Buddleja davidii) ihren Namen verdankt, sammelte er Pflanzen und deren Samen und schickte sie nach Europa. Der Kooperation von einem Geistlichen und einem Pflanzensammler haben wir also diese zierliche Gartenfee zu verdanken. Ihre Blüten schweben fast auf Brusthöhe. Allerdings muss ich den Stängeln zusätzlichen Halt mit einem Stock geben. 

Pflanzensammlerin heute

Die Pflanze scheint sich in meinem Garten sogar zu vermehren. Manchmal entdecke ich diese Wiesenraute, die im Gegensatz zur Akeleiblättrigen Wiesenraute (Thalictrum aquilegifolium, siehe mein Blog „Tänzerin auf halber Höhe“), die erst jetzt im Hochsommer blüht, an einem neuen Ort. Wie sie in meinen Garten gekommen ist, weiß ich nicht mehr. Vielleicht habe ich irgendwo mal Samen abgezupft und sie hier ausgesät. Pflanzen sammeln macht auch heutzutage Freude!

Tänzerin auf halber Höhe

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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