„Ich suche die blaue Blume, Ich suche und finde sie nie“ schreib der Dichter Josef von Eichendorff 1818. Die blaue Blume ist ein Mysterium, ein Traum von der innigen Verbindung zwischen Mensch und Natur. Im April-Garten kann ich dieser Sehnsucht nahe kommen. Noch blühen die Beete mit Sibirischem Blaustern (Scilla siberica), aber sie haben blaue Gesellschaft bekommen. 

Das Großblättrige Kaukasusvergissmeinnicht (Brunnera macrophylla), lugt leuchtend aus den Beeten hervor. Es ist nach dem Schweizer Arzt und Botaniker Samuel Brunner benannt, der im 19. Jahrhundert in den Kaukasus reiste. 

Mit einem noch tieferen Blau überraschen die Perl- oder Traubenhyazinthen (Muscari armeniacum), die unter einem großen Ahornbaum blühen, wo es im Sommer sehr sonnig und trocken ist. Auch sie sind nicht heimisch, sondern stammen, wie der Name sagt, aus Armenien. So versammelt mein kleiner Garten die ganz Welt.

Nur der Gamender Ehrenpreis (Veronica chamaedrys), der am Rand meiner kleinen Wiese gerade aufblüht, ist eine heimische Wildpflanze. Er hat es nicht leicht, denn das Gras hinter ihm wächst schnell. Er ist meine blaue Blume der Sehnsucht.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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