Kann ich mein Pilz-Kit auch in den Keller stellen? Eine Freundin will das wissen. Die Vorstellung, die Auswüchse des Weihnachtsgeschenks in ihrer Wohnküche auszubrüten, beunruhigt sie. Die Antwort lautet: Kommt ganz drauf an. Pilze betreiben keine Photosynthese, kommen also theoretisch ohne Sonne aus. Doch ganz ohne Licht bilden die wenigsten Fruchtkörper. In seinem Buch über das „Sinnesleben der Pflanzen“ erzählt der Biologe Raoul Heinrich Francé von einem „winzigen Pilz, ein unappetitlicher Geselle“, der auf Pferdemist lebt.
Folgen wir der Beschreibung Fancés für einige Sätze: Des Morgens „erhebt Philobolus sein rabenschwarzes Köpfchen, und mit einer jähen Bewegung schleudert er es Vormittags weit in die Luft“. Der Pilz feiert Hochzeit, denn in seinen Köpfchen befinden sich die Sporen. In einem dunklen Raum, in den nur durch eine kleine Öffnung Licht fiel, schossen der Sporenköpfchen alle nach dem Lichtfleck, beobachtete Francé. Der Pilz „merke“ also, woher das Licht kommt.
Meine Rosen- und Limonenseitlinge hingegen brauchen Licht. Meist stehen sie auf dem Küchentisch vor dem Fenster. Dort über der Heizung haben sie es mollig warm. Benötige ich den Tisch, stelle ich sie auf den kühleren Flur. Die Pilze nehmen das Hin und Her nicht übel. Schließlich sind sie schon weit gereist. Erst vom Hersteller in Helvesiek nach Berlin und von dort als Weihnachtsgeschenk nach Schleswig-Holstein. Die Rosenseitlinge unten kommen heute in die Pfanne – bevor auch sie anfangen, Sporen zu bilden.
