An eine Geburtstagsmail hänge ich manchmal einen Blumengruß. Dieser stammt aus meinem Herbstgarten und kaum eines der „Geburtstagskinder“ errät, was es ist. Dabei gehört die Pflanze wegen ihrer großen, dekorativen Blüten zu den beliebtesten Schmuckstücken im Garten. Außerdem rankt sie gerne. Sie ahnen es vielleicht: Es ist die Saat der Waldrebe, lateinisch Clematis. Weltweit gibt es etwa 300 Arten.

Mit Stecklingen anfangen

Clematis sind teuer. Ich habe mich immer gefragt warum, bis ich auf die Idee kam, sie selbst zu vermehren. Relativ einfach ist es, eine Ranke zu bewurzeln. Man löst sie aus der Pflanze, ohne sie abzuschneiden, füllt einen Topf mit Blumenerde, bedeckt die Ranke mit etwas Erde und stellt ihr eine Kletterhilfe zur Verfügung. Die Ranke sollte dann loswachsen. Im nächsten Jahr kann man sie mit einem scharfen Messer abnabeln, im eigenen Garten auspflanzen oder verschenken.

Sieg der Langsamkeit

Schwieriger wird es mit den Saatkörnern aus dem hübschen Puschel. Clematis ist ein Kaltkeimer. Sie braucht eine Mischung aus Frost und Tauwetter, um in Wuchslaune zu kommen. Außerdem sollte die Saat immer feucht sein, nie jedoch nass. Dann würde sie verschimmeln, ein schmaler Grad für eine Hobby-Gärtnerin. Das Schlimmste kommt noch: Angeblich brauchen die Samen 12 bis 36 Monate, um zu keimen. In drei Jahren werde ich berichten, was aus meinem Versuch geworden ist.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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