Von weitem sehen sie aus wie Schneeglöckchen. Wie bei ihnen sind die Blüten weiß und haben die Form nickender Glöckchen. Beim genaueren Hinschauen sieht man den Unterschied: Bei der Frühlings-Knotenblume, auch Märzbecher (Leucojum vernum) genannt, sind es sechs Blütenhüllblätter statt drei wie beim Schneeglöckchen und an den Spitzen der Blütenhüllblätter findet sich ein gelblich-grüner Kringel. Außerdem sind die Blüten größer.
Aus dem Wald in den Garten
Die Pflanzen kommen bei uns wild in Auen- und Laubmischwäldern vor, sind dort aber sehr selten geworden. Nördlich der Elbe, wo ich wohne, findet man sie fast nur noch in Gärten. In meinem wachsen sie in Massen, vielleicht weil er einst an ein Moor grenzte, was ihrem natürlichen Habitat entspricht. Im Münsterland gibt es sogar ein Naturschutzgebiet Märzbecherwald.
Februar-Blume
Bei Leonhart Fuchs, einem der Väter der Botanik, heißen sie „Weiß Hornungsblum“ (Bild rechts). Hornung ist ein anderes Wort für den Monat Februar. Fuchs erwähnte sie in seinem Kräuterbuch aus dem Jahr 1543. Damals interessierte man sich für Wildpflanzen vor allem aus medizinischen Gründen. Hatten sie eine Heilwirkung, wurden sie in Medizinal-Gärten angepflanzt. Der „Hornungsblum“ beschied Fuchs „keinen brauch in der artzney“.
Schoone bloemkens
So sah es auch der flämische Botaniker Rembert Dodoens 1563 in seinem Cruyde Boeck (Kräuter-Buch) „Schoone bloemkens“ seien sie. Heute weiß man, dass Frühlings-Knotenblumen giftig sind, ebenso wie Schneeglöckchen. Ich liebe beide. Schneeglöckchen läuten das Ende des Winters ein, Frühlings-Knotenblumen den Beginn der helleren Jahreszeit, nach der wir uns in diesem Jahr besonders sehnen.