Samenfest ist ein Zauberwort. Die Rote-Beete-Knollen in meiner Gemüsekiste beispielsweise sollen samenfest sein. Aus ihren reifen Samen entsteht wieder die gleiche Sorte. Bei Apfelbäumen gibt es das nicht. Sie sind auf die Befruchtung anderer Bäume angewiesen. Heraus kommt ein Mix, der mit dem Ursprungsbaum mal mehr, meist aber weniger zu tun hat. Weil ich gerne von einem meiner alten Bäume im Garten – einem Glockenapfel – Nachwuchs haben möchte, hat ein Apfelbaum-Experte ihn für mich Anfang März vermehrt. Er hat einen Zweig des alten Baumes, auf einen Zweig eines jungen Baumes transplantiert.

Reiser und Zweig werden exakt aufeinander gesetzt mit Wachs bedeckt und verbunden, damit die Wunde heilt.

Damit das klappt, müssen die Zweige exakt gleich dick sein. So kann das Kambium – das teilungsfähige Gewebe von Edelreis und Zweig – exakt aufeinander treffen. Mit Glück wächst dann der Zweig des alten Baumes auf dem neuen weiter. Der Baum wird dann in Zukunft zwei Apfelsorten tragen. Das klappt nicht immer. Bei einem zweiten Ast ist das Edelreis ist vertrocknet. Scheitern gehört beim Gärtnern dazu.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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