Ich liebe das Licht des frühen Morgens. Die Sonne steht noch tief, und die Blütenblätter meiner Akelelei (Aquilegia) schimmern durchscheinend. Akelei wachsen fast überall auf der Nordhalbkugel. Es gibt sie im Himalaya ebenso wie in den Rocky Mountains oder in den Alpen, und alle haben sich im Laufe der Jahrmillionen anders entwickelt. In den Gartenpflanzen mischen sich die Gene. Deshalb sieht keine aus wie die andere. In meinem Garten blühen die meisten altrosa mit gekringelten Spornen, in denen sich der Nektar versteckt, in anderen Gärten sehe ich nur blaue.

Manchmal haben die Sporne Löcher. Die haben Hummeln hineingebissen, um an den Nektar zu gelangen.

Andere sind altrosa, aber es sind keine Sporne zu sehen, vielleicht das Erbe einer gefüllten Akelei, die bestimmt irgendwann auch mal in diesem Garten wuchs.

Nur bei der Knospe kann man die die Sporne noch erkennen.

Viele Unterschiede erschließen sich erst, wenn man die Blüten genau anschaut. Diese ist weiß, aber ihre Blüten-Blätter haben grüne Spitzen.

Der Nektar versteckt sich in den Spornen und ist für die meisten Insekten nicht zu erreichen.

Insekten, die an den Nektar gelangen wollen, brauchen einen langen Rüssel und müssen tief in die Blüte hineinkriechen, oder sie versuchen es von außen und beißen ein Loch in den Sporn. Damit umgehen sie allerdings auch die Befruchtung der Blüte.

Später fliegen Bienen ganz gezielt die Löcher der Hummeln an und nutzen sie als Schnellimbiss.

Bei dieser Pflanze ist die Blüte von oben betrachte violett, aber das innere der Blüte weiß.

Zarter Farbverlauf von violett nach weiß

Blaue Akelei gibt es in meinem Garten nur sehr wenige. Ich habe versucht, sie zu vermehren, in dem ich nur die Samen von den blauen geerntet habe. Trotzdem waren die meisten Nachkommen rosa.

In manchen Gärten blühen nur blaue Akelei, bei mir sind sie rar.

Die Schönste kommt zum Schluss: Sie blüht auberginefarbig. Die eine Blüte hat sich schon geöffnet, zwei Knospen haben sich in sie hinein geschmiegt.

Im Hintergrund blüht gelb der Wald-Scheinmohn (Papaver cambricum).

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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