Jedes Jahr im Herbst bescheren mir die Bäume in meinem Garten eine reiche Gabe: ihr Laub. Zum Glück sind es keine Eichen, sondern ein Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus), ein Bienenbaum, auch Samthaarige Stinkesche (Tetradium daniellii) genannt, und eine Sandbirke (Betula pendula). Das Laub dieser Bäume verrottet schnell. Deshalb harke ich es im Herbst auf dem Rasen zusammen und breite es über meinen Blumenbeeten als Winterschutz aus. Alle paar Tage sind es mehrere Schubkarren. Ein Teil der Blätter steckt dann schon wieder senkrecht im Boden.

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Fertig für dieFutterküche: Meine Regenwürmer finden die Blätter der Stinkesche besonders lecker.

Die senkrechten Blätter im Rasen sind das Werk des Großen Tauwurms (Lumbricus terrestris), wie die langen Regenwürmer richtig heißen. Sie zupfen die Blätter in ihre Löcher, um sie dort von Pilzen und Bakterien verdauen zu lassen. Sie schauen dann senkrecht aus dem Rasen. Ab und zu futtert der Tauwurm die Kleinstlebewesen auf und zieht danach die Blätter zur Verarbeitung durch die Mikroorganismen weiter in den Boden. Am liebsten sind den Tauwürmern die Blätter der Stinkesche. Leider rupfe ich beim Laubharken auch diese Blätter mit aus dem Boden. Meine Regenwürmer müssen dann wieder neu zupfen. Aber alle Blätter würden sie nicht schaffen, dafür sind es zu viele.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.