Ich habe einmal zugeschaut, wie eine Schildkröte am Strand ihre Eier ablegte. Jedesmal wenn ein weißes kugelrundes Ei in das Loch plumpste, das sie zuvor gebuddelt hatte, stöhnte sie leise. Daran hat mich die Weinbergschnecke erinnert, die ich gestern in meinem Garten fand. Sie hatte sich so tief in die Erde eingegraben, dass man nur noch die Oberseite ihres Schneckenhauses sah. Stundenlang saß sie in ihrem Loch. Manchmal bewegte sie sich unmerklich. Was macht die Schnecke so tief in der Erde, fragte ich mich. Die Recherche ergab: Sie legt Eier.

Vor etwa vier Wochen muss sich meine Weinbergschnecke gepaart haben.

Für ihr Nest bevorzugen Weinbergschnecken einen lockeren feuchten Boden. In den graben sie eine Grube für ihre Eier. Heute morgen waren die Eier mit lockerer Erde bedeckt. Erkennbar war das Nest nur noch an dem etwas dunkleren Boden. Etwa 14 Tage soll es dauern, bis die kleinen Schnecken schlüpfen. Denn fressen sie als erstes die Eihülle auf, weil sie den Kalk für ihr Gehäuse brauchen. Ob die 0,1 Gramm leichten Babys es schaffen, ans Tageslicht zu krabbeln? Ich werde es beobachten.

Die mit lockerer Erde bedeckte Grube mit den Weinbergschnecken-Eiern ist kaum zu erkennen.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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