Gestern habe ich fünf Nacktschnecken aus meinen Stiefmütterchen geklaubt. Sie taten sich an den Blüten gütlich. Das ist erst der Anfang. Als ich vom Einkaufen zurückkam, hatten sie sich über einen sehr großen verletzten Regenwurm (Lumbricus terrestris) auf dem Bürgersteig hergemacht Zuerst sah ich nur eine Schnecke. Sie lutschte am Ende des Wurms (Foto oben). Dann sah ich ihre beiden Artgenossinnen. Sie befanden sich in unmittelbarer Nähe und waren ebenfalls mit einer Regenwurm-Mahlzeit beschäftigt. Die eine war dabei, den den Schwanz des Wurms zuverzehren.

Diese Nacktschnecke frisst den Schwanz des Regenwurms.

Die andere hatte sich den Kopf vorgeknöpft und tat sich an ihm gütlich. Das Schlimmste an dem Massaker: Das Wurmteil ohne Kopf und Schwanz bewegte sich noch, wenn die Schnecke zu fest hinein biss. Der Wurm erinnerte mich an kopflose Aale, die sich in der Pfanne winden, obwohl sie schon lange tot sind. Eigentlich schätze ich alle meine Gartentiere, aber diese drei mordlustigen Gesellen haben mich an meine Grenzen gebracht. Den Regenwurm habe ich ins Blumenbeet geworfen. Eine Überlebenschance hat er ohne Kopf und Schwanz nicht. Aber bei noch lebendigem Leib den Schnecken ein Fraß zu sein, das ging über meine Möglichkeiten.

Eine Nacktschnecke frisst den Kopf des Regenwurms.

Über die Autorin

Susanne Dohrn lebt als Autorin und freie Journalistin in einem alten Garten in Schleswig-Holstein. 2017 erschien ihr Buch „Das Ende der Natur: Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ (Ch.Links Verlag, Taschenbuchausgabe 2018 im Herder Verlag), 2019 veröffentlichte sie „Der Boden: Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel“ (Ch.Links Verlag). Im November 2020 erhielt das Buch den Salus-Medien-Sonderpreis, mit dem das Unternehmen "herausragende journalistische Beiträge ... zu Gentechnik, Ökologie und Umwelt" auszeichnet.

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